Stell dir vor, du gewinnst im Lotto. 27 Millionen Euro. Würdest du das Geld einfach spenden? Wahrscheinlich nicht – aber genau das macht Marlene Engelhorn. Sie hat das große Los der Geburtenlotterie gezogen und erbt Millionen aus dem Milliardenvermögen ihrer Familie. Doch anstatt sich darüber zu freuen, sagt sie: „Das ist unfair!“ und fordert: „Versteuert mich endlich!“

Quelle: https://www.europarl.europa.eu/resources/library/images/20180409PHT01212/20180409PHT01212_original.jpg


50 Menschen, 25 Millionen, 1 Entscheidung
Marlene Engelhorn geht noch einen Schritt weiter. Sie spendet nicht einfach nach eigenem Ermessen, so wie es klassische Philanthropen tun, sondern lässt 50 zufällig ausgewählte Menschen entscheiden, wohin 25 Millionen Euro fließen. Diese Gruppe spiegelt die Gesellschaft wider – mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, Alter, Geschlecht und Weltanschauung. Unterstützt durch ExpertInnen können sie sinnvolle
Entscheidungen treffen, die dem Gemeinwohl dienen.
Hättest du das Gleiche getan? Wahrscheinlich nicht. Und genau das macht Engelhorns Aktion so einzigartig. Sie stellt eine grundlegende Frage: Warum sollten wenige Glückliche über so viel Reichtum verfügen, während viele kaum über die Runden kommen?


Warum das alles?
Die gesellschaftliche Ungleichheit wächst. Wenige besitzen viel, während viele mit wenig oder gar nichts auskommen müssen. Engelhorn kritisiert, dass Menschen mit großen Vermögen kaum Steuern zahlen, während der Sozialstaat dringend finanzielle Mittel benötigt. Ihre Botschaft ist klar: Eine gerechtere Steuerpolitik könnte helfen, Demokratie, Transparenz und soziale Gerechtigkeit zu stärken.


Das Ding mit der Vermögenssteuer
Eine Vermögenssteuer ist schon seit dem letzten Jahrtausend nicht mehr. Wer reich ist, gibt zu Lebzeiten kaum etwas ab, und beim Erben bleibt das Vermögen größtenteils unberührt. Der Staat muss deshalb andere Einnahmequellen finden, um Bildung, Infrastruktur und soziale Projekte zu finanzieren.
Engelhorn fordert eine Rückkehr zur Vermögenssteuer – nicht, um Reiche zu bestrafen, sondern um mehr Gerechtigkeit zu schaffen. Laut ihr würde eine moderate Besteuerung Vermögender kaum belasten, aber dem Staat helfen, grundlegende soziale Probleme zu lösen.


Und jetzt?
Natürlich werden viele Vermögende nicht begeistert sein, wenn sie plötzlich mehr Steuern zahlen müssen. Ein Konto auf den Cayman Islands oder in der Schweiz erscheint ihnen attraktiv. Und ja, politische Veränderungen dauern lange. Aber heißt das, wir sollten nichts tun?
Jede große Veränderung beginnt mit einem kleinen Schritt. Anstatt zu sagen: „Das bringt doch eh nichts“, sollten wir Initiativen wie diese unterstützen und darüber reden. Je mehr Menschen sich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen, desto eher wird sich etwas bewegen.
Vielleicht leben wir dann eines Tages in einer Welt, in der Bildung frei, Politik transparent und soziale Gerechtigkeit selbstverständlich ist. Eine Welt mit Engelhorns Idealen – klingt doch gar nicht so schlecht, oder?

Leonie Wohland (8O), 26.02.2025

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